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Mantrailing – Woran erkenne ich ein gutes Training und einen guten Trainer?

Aktualisiert: 16. Aug. 2020


Mantrailing scheint derzeit DIE artgerechte Auslastung für alle Arten von Hunden zu sein. Dementsprechend ist auch das Angebot groß! Woran erkennt man aber als Teilnehmer ein gutes Training und einen guten Trainer? Dazu gibt es einige Punkte, die beachtet werden können und helfen sollen, das richtige Training für sich zu finden. Spaß sollte es machen, aber Hand und Fuß sollte es auch haben.




Die Rahmenbedingungen

Zuerst sollten die Rahmenbedingungen geklärt sein. Es sollte die Möglichkeit gegeben sein, ohne Hund bei einem Training zuschauen zu können. So kann man sich ein Bild von der Arbeit des Trainers machen und man kann sich schon einmal mit den anderen Teilnehmern austauschen.

Zu den Rahmenbedingungen zählt unter anderem auch die Gruppengröße. Eine Gruppe sollte im normalen Trainingsalltag meiner Meinung nach maximal aus vier Teams bestehen. Damit ist die Wartezeit für die Hunde zumutbar und auch die Hundeführer (HF) müssen nicht zu lange umherlaufen.

Der Trainer sollte das Equipment beurteilen können. Hier kommt es vor allem auf den richtigen Sitz des Trailgeschirrs an. Das ist besonders wichtig, um dem Hund ein schmerzfreies und gutes Arbeiten zu ermöglichen. Wünschenswert ist es, wenn der Trainer Tipps zu einem möglichen Geschirr für den jeweiligen Hund geben könnte.

Wartezeit für die Hunde, die nicht an der Reihe sind, bedeutet Pause und Verarbeitung! Für mich ist es wichtig, dass diese Hunde ihre Wartezeit im Auto verbringen. Das hat verschiedene Hintergründe. Zum einen könnte der Hund, welcher aktuell am Arbeiten ist, in seinem Tun gestört sein. Zum anderen arbeiten viele mitlaufende Hunde während der ganzen Zeit am Trail mit. So verbrauchen sie bereits im Vorfeld viel Energie, die dann häufig für den eigenen Einsatz fehlt, um diesen sauber arbeiten zu können. Außerdem verarbeiten Hunde das Erlebte erst, wenn sie zur Ruhe kommen (hierbei werden verschieden Botenstoffe produziert und Nervenfasern gestärkt)!



Der Trainer

Hierbei stellt sich die Frage, ob der Trainer oder die Trainerin eine Ausbildung im Bereich des Mantrailings gemacht hat. Erfahrungen, die aus den eigenen gelaufenen Trails gemacht wurden,  reichen an Hintergrundwissen nicht aus. Ein Wochenendseminar zu diesem Thema gemacht zu haben, reicht aus meiner Sicht ebenfalls nicht aus. Empfehlenswert wäre es, wenn eine mehrmonatige Ausbildung in Theorie und Praxis absolviert wurde. Dabei sollten bereits Teams mit unterschiedlichem Trainingsstand begleitet und angeleitet worden sein. Ebenso sollte das Wissen in einer Abschlussprüfung abgefragt sein.



Individuelle Trails für jedes Team

Gutes Training zeichnet sich durch die Individualität für das jeweilige Team aus. Nicht jedes Team ist auf dem gleichen Wissens- oder Leistungsstand. Somit müssen auch die Trails unterschiedlich angelegt sein. Steigerungen der Anforderungen sollten systematisch aufgebaut werden und nicht zu schnell erfolgen, um eine Überforderung beider Seiten zu verhindern.

Ganz neue Teams bekommen aus diesem Grund nur einen „Trail“ von wenigen Metern. Damit wird der Grundstein gelegt. Der Hund lernt hierbei, um was es überhaupt gehen soll. Fortgeschrittene Teams stellen sich kniffligeren Aufgaben mit unterschiedlichen Kreuzungen oder anderen Herausforderung. Der Trainer sollte in der Lage sein, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen und die Trainingssituationen anzupassen. Laufen alle Teams den gleichen Trail, kann kein individuelles Training stattfinden und ihr werdet kaum gefestigt vorankommen.


Verfolgung der Geruchsspur der Versteckperson (VP) oder der des Trainers?

Der Trainer gibt den Weg der VP vor und bringt diese in der Regel in das vorgesehene Versteck. Geht der Trainer allerdings immer bis ins Versteck mit wird der Hund lernen, der Spur des Trainers zu folgen. Denn sie wird mit der Zeit zum vertrauteren Geruch und der Hund lernt, dass diese Geruchsspur ihn immer zum Erfolg bringt. Auch sollte der Trainer nicht immer kurz vor dem Versteck zurückgehen. So wird vermittelt, dass bei Abbruch der Spur des Trainers die VP nicht weit sein kann. So sollte es variieren, wie weit die Spur des Trainers auf dem Trail geht.




Die Frische des Geruchsgegenstands (GG) und die Auswahl des Gegenstands an sich

Ab und an kann man beobachten, dass jede Woche derselbe Geruchsgegenstand mitgebracht wird. Dieser ist dann schon mehrmals im Einsatz gewesen und es haben auch schon verschiedene Hundenasen daran gerochen. Damit wird das Aufspüren den Hunden unnötig schwer gemacht und es kann zu Verwirrungen kommen. Aus diesem Grund sollte der GG immer ganz neu und mit frischem Geruch belegt sein.

Zudem spielt die Auswahl der GG eine wichtige Rolle. Anfänger sollten immer mit einem organischen und nicht zu kleinen Gegenstand beginnen (Taschentuch, T-Shirt, Mütze, etc.). Erst Fortgeschrittene können auch andere GG aus Metall oder Plastik zum Anriechen nehmen und sich gar Geruch von der letzten Versteckstelle abnehmen.



Double Blind (DB), Single Blind (SB), wissend laufen oder doch lieber mit Markierungen

Viele Fachbegriffe und jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile.

Bei den DBs laufen sowohl das Trailteam als auch der Trainer blind. Bei dieser Variante sollte der Hundeführer seinen Hund sehr gut kennen und lesen können. Denn bei Schwierigkeiten kann man als Trainer bei dieser Methode nicht unterstützend eingreifen und dem Team mit kleinen Hilfen Ruhe und erneute Sicherheit geben.

SBs werden nur vom Suchteam blind gelaufen. Hier kennt der Trainer den genauen Verlauf des Trails und kann bei Problemen auf das Team eingehen. So kann der Trainer dem Team zum Leinegeben oder zum Verringern des Tempos raten. Häufig werden die Teams dann wieder ruhiger und finden gemeinsam die richtige Richtung. Bei dieser Form sollte der HF seinen Hund allerdings schon einigermaßen lesen können. Viele HF verlassen sich sonst häufig und sehr schnell auf den Rückhalt des Trainers. Andererseits muss der Trainer hierbei sehr gut auf seine eigene Körpersprache achten und neutral bleiben, denn diese kann dazu führen,  ungewollt die richtige Richtung anzuzeigen. Dazu sei gesagt, dass nicht nur unsere Hunde (die Meister der Körpersprache sind!) sondern auch wir Menschen schnell merken, was wir für Körpersignale aussenden,  um somit die richtige Richtung zu finden. Dazu zählen unter anderem die Blickrichtung, Kopfhaltung, Stellung der Füße, usw. Auch dem besten Trainer kann an dieser Stelle mal ein Fehler unterlaufen;)

Bei der Variante, bei der sowohl das Suchteam als auch der Trainer wissend läuft,  kann der HF viel über die Sprache seines Hundes lernen. Allerdings muss sich der HF hier vollkommen neutral verhalten, um seinen Hund nicht zu beeinflussen. Das erweist sich in der Praxis allerdings als sehr schwer umsetzbar. Denn viele Signale werden ungewollt ausgesendet.

Wegmarkierungen mittels Fähnchen oder Markierungen an Bäumen oder Laternenmasten haben auch so ihre Tücken. Bei dieser Art zu arbeiten fällt häufig auf, dass die HF dazu neigen nur noch nach dem nächsten Signal Ausschau zu halten. Dadurch wird aber der Blick für den Hund vernachlässigt. Ungewollt suchen sie nach dem nächsten Zeichen und bemerken dabei nicht, dass sie ihrem Hund über die Körpersprache den richtigen Weg weisen. Teilweise bemerken auch unsere Hunde die eigentlich ungewöhnlichen Zeichen und zählen nach einiger Zeit eins und eins zusammen.


Die Tagesform

Bei einem guten Training wird von Seiten des Trainers auch auf eure Tagesform eingegangen. Hattet ihr einen stressigen Tag? Gab es Ärger? Wie ist die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund? Hattet ihr gemeinsam schon ein Erlebnis, das vielleicht negativ war? Wichtig ist auch, dass das Team nicht im Stress beim Training ankommt. D.h. war starker Verkehr auf der Strecke oder habt ihr im Stau gestanden? Das sollte bemerkt und kommuniziert werden und ihr solltet Zeit haben, erst einmal anzukommen. Dann solltet ihr nicht als erstes Team an die Arbeit gehen. Bei all diesen Gegebenheiten sollte der Trail von eurem Trainer dann so gelegt sein, dass ihr als Team trotzdem erfolgreich arbeiten könnt und nicht noch zusätzlich gestresst werdet.



Beziehung zum Trainer?!

Für das Training mit meinem Hund gilt, wie auch in der Situation z.B. beim Tierarzt, Hundefrisör oder der Physiotherapie: Der Trainer kann fachlich noch so gut sein, wenn ihr keinen guten Draht zueinander habt, werdet ihr im Training immer gehemmt sein. Da der Trainer im Trail immer an eurer Seite ist, ist er wie ein drittes Teammitglied und in einem Team sollte immer Vertrauen zwischen den Mitgliedern bestehen! Das bedeutet aber auch, das Unsicherheiten oder Unklarheiten kritisch hinterfragt werden können und Fachwissen vom Trainer an euch weitergegeben wird. Denn was gibt es für ein besseres Aushängeschild, als Kunden mit einem großen fachlichen Wissen?!

Nun habt ihr einen Leitfaden an der Hand, was ein gutes Training und einen guten Trainer ausmachen sollte. Ich hoffe, dass euch der Bericht weiterhilft, dass richtige Training für euer Team zu finden oder ihr feststellt, dass ihr das bereits gefunden habt.

Dann kann eine spannende Reise in die Welt der Gerüche, der Teamarbeit und das Mantrailing losgehen.



Herzlichst

Eure Marie mit Lincoln


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